HWS-Syndrom – Wenn die Halswirbelsäule Schmerzen verursacht

Ein verspannter Nacken, Spannungskopfschmerzen oder Beschwerden in den Schultern, Armen oder Händen? Diese Symptome können auf ein HWS-Syndrom hindeuten.

Frau mit Nackenbeschwerden 600
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HWS-Syndrom – Wenn die Halswirbelsäule Schmerzen verursacht

Einleitung

Wusstest du, dass Sitzen schädlicher ist als Rauchen? Das Rauchen einer Zigarette verringert deine Lebenserwartung um 11 Minuten (1). Jede Fernsehstunde hingegen kostet dich 21,8 Minuten (2). 🚬📺 Was die beiden schlechten Angewohnheiten gemeinsam haben: Lange geht es gut, doch irgendwann rächt es sich. Wer sich ertappt fühlt, sollte unbedingt weiterlesen.

Denn die Gesundheitsfolgen übermäßigen Sitzens sind vielfältig und können auch die Halswirbelsäule beeinträchtigen. Das kann sich etwa in einem verspannten Nacken, Spannungskopfschmerzen oder Beschwerden im Bereich der Schultern, Arme und Hände äußern. Das sind nämlich die Symptome eines HWS-Syndroms.

Hier erzähle ich dir mehr über diese Diagnose, die Ursachen, die Behandlung und die Prävention des HWS-Syndroms.

Frau sitzt bei Tisch und stützt ihren Kopf 600

1. Das HWS-Syndrom

Das HWS-Syndrom – auch Halswirbelsäulen-Syndrom oder Zervikalsyndrom genannt – ist sehr verbreitet. Laut Schätzungen ist ein Viertel der europäischen Erwachsenen zumindest zeitweise davon betroffen. (3)

Es ist ein Sammelbegriff für Beschwerden, die ihren Ursprung in der Halswirbelsäule (HWS) haben. Diese befindet sich zwischen Hals und Nacken. Sie ist der beweglichste Teil der Wirbelsäule. Das ist praktisch, trägt sie doch den Kopf mit den Augen und Ohren – unsere wichtigsten Wahrnehmungsorgane.

Der folgende Abschnitt zum Aufbau der HWS soll helfen, die Ursachen des Syndroms besser zu verstehen.

2. Anatomie der Halswirbelsäule

Wirbelsäule
Wirbelsäule Bildbeschreibung

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Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Wirbeln. Der oberste Halswirbel heißt Atlas und der zweitoberste Axis. Die restlichen sind von C3 bis C7 nummeriert.

Zwischen den Wirbeln befinden sich die Bandscheiben. Sie dämpfen Stöße und Erschütterungen ab und sorgen für Beweglichkeit zwischen den einzelnen Wirbeln.

Neben den Bandscheiben verbinden auch die Wirbelbogengelenke die einzelnen Wirbel.

Von der Wirbelsäule führen Nerven weg, genauer gesagt vom Rückenmark. Dieses wird von der Wirbelsäule umschlossen und so geschützt. Die Nerven leiten Impulse des Gehirns weiter, zum Beispiel an die Gliedmaßen – und umgekehrt.

Dazu kommen die Blutbahnen. Sie versorgen das Gewebe mit Stoffen und transportieren Abbauprodukte ab.

An den Dornfortsätzen der Wirbel setzen die Bänder und Muskeln an. Die Bänder garantieren zugleich Stabilität und Mobilität, wobei sie von den Muskeln unterstützt werden. Die Halsmuskulatur besteht aus tiefen und oberflächlichen Halsmuskeln.

Wirbelsäule Wirbel für Wirbel

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Bei der Muskulatur des Halses wird zwischen der oberflächlichen und der tiefen Muskulatur unterschieden.

Die oberflächlichen Halsmuskeln setzen beim Brustbein oder Unterkiefer an und verlaufen bis zum Schädel hinter dem Ohr oder dem Hinterkopf. Sie sind fürs Beugen, Strecken und Rotieren zuständig.

Dank den tiefen Halsmuskeln kannst du deine HWS bewegen. Ein weiterer Teil davon gehört zu den Atemhilfsmuskeln. Sie führen von der Halswirbelsäule und der oberen Brustwirbelsäule zu den Rippen und der Halswirbelsäule.

Umhüllt werden die Muskeln – genau wie die Nerven und Organe – von Faszien. Das ist weiches Bindegewebe, das unseren Körper wie ein Netz durchzieht. Es macht ihn stabil und flexibel zugleich.

Warum es beim HWS-Syndrom eine wichtige Rolle spielt, erfährst du im Kapitel Ursachen. Nun widmen wir uns den verschiedenen Arten des HWS-Syndroms.

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3. Verschiedene Arten des HWS-Syndroms

Um ein HWS-Syndrom genauer zu beschreiben, klassifiziert die Medizin es je nach Ort, Dauer oder Ursache der Beschwerden.

3.A. Oberes, mittleres oder unteres HWS-Syndrom

Ist der Atlas- oder Axis-Wirbel betroffen (C1–C2), spricht man von einem oberen HWS-Syndrom. Ein mittleres HWS-Syndrom bezieht sich auf die Wirbel C3–C5. Liegt die Ursache in den untersten Halswirbeln C6 oder C7, wird ein unteres HWS-Syndrom diagnostiziert.

3.B. Akutes vs. chronisches HWS-Syndrom

Als weiteres Kriterium kann der zeitliche Verlauf herangezogen werden. Ein akutes HWS-Syndrom tritt plötzlich auf und bleibt nur wenige Tage bestehen. Meist liegt ihm eine punktuelle Verletzung oder Überbelastung zugrunde.

Ein chronisches HWS-Syndrom hingegen bahnt sich langsam an und dauert meist länger als drei Monate.

3.C. Spezifisches vs. unspezifisches HWS-Syndrom

Von einem spezifischen HWS-Syndrom spricht man, sobald sichtbare Veränderungen und Schäden an der Halswirbelsäule festgestellt werden können. Dies betrifft etwa Verschleißerscheinungen oder Folgen eines Unfalls.

In allen anderen Fällen – der Mehrzahl – ist von einem unspezifischen HWS-Syndrom die Rede. Das bedeutet, dass keine sichtbaren Verletzungen zum Vorschein kamen.

4. Symptome des Zervikalsyndroms

Ein HWS-Syndrom kann viele unterschiedliche Beschwerden hervorrufen. Diese treten zusammen oder getrennt auf. Am häufigsten sind Nacken-, Rücken- und Kopfschmerzen. Manche Schmerzen bleiben durchgehend bestehen, wohingegen andere abhängig von Kopfbewegungen sind. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass deine Muskeln verspannt oder verhärtet sind. Diese können damit Nerven einklemmen, was sich wiederum durch Schluckbeschwerden, Tinnitus, Schwindel oder Sehprobleme bemerkbar macht. Geschädigte Nervenwurzeln lösen Gefühlsstörungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle in Armen und Händen aus. Außerdem können deine Arme und Hände zittern oder schwächer werden. Dies wird meist durch einen Bandscheibenvorfall verursacht.
Mann hält Nacken 600

Warnhinweis

Die geschilderten Anzeichen können sowohl auf ein HWS-Syndrom als auch auf andere Krankheiten hindeuten. Zur Sicherheit solltest du dich ärztlich untersuchen lassen. Vor allem wenn du Lähmungen verspürst, Gehprobleme bekommst, eine Infektion vermutest oder wenn sich deine Körpertemperatur erhöht (Fieber).

5. Ursachen des Halswirbelsäulensyndroms

5.A. Unspezifisches HWS-Syndrom

Beim Großteil der HWS-Syndrom-Betroffenen fördern Röntgenbilder und MRT keine sichtbaren Veränderungen an der Halswirbelsäule zutage. Dann stammen die Beschwerden meist von überspannten Muskeln und Faszien (elastische Teile des Bindegewebes). Die Ursache? Fehlhaltungen. Wir sitzen im Alltag häufig stundenlang: ob am Arbeitsplatz vor dem Computer oder zuhause beim Fernsehen. Manche sogar im Fitnesscenter oder auf dem Home-Trainer. Problematisch daran ist vor allem die Einseitigkeit der Haltung.

Dabei sind wir nach vorne hin eingerollt. Damit verkürzen die vorderen Strukturen und die hintern werden überdehnt. Du musst also deine Rückseite kräftigen und auf der Vorderseite die verklebten Knoten auflösen und anschließend dehnen. Allerhand Übungen dazu habe ich für dich im Online-Mitgliederbereich vorbereitet. Als Vorgeschmack dafür schenke ich dir 4 Soforthilfe-Übungen. Mit den zwei Rücken- und zwei Schulterübungen löst du die Verspannungen rund um deine Halswirbelsäule.

Worauf wartest du noch? Starte gleich los, anstatt immer nur abzuwarten. Sich allein im Internet zu informieren verbessert leider noch nicht deine Situation. Du musst ins TUN kommen. Jetzt mit den Soforthilfe-Übungen beginnen:

5.B. Spezifisches HWS-Syndrom

Anders als beim unspezifischen HWS-Syndrom sind bei der spezifischen Form Verschleißerscheinungen erkennbar. Das bedeutet, dass die bildgebenden Verfahren Veränderungen an den Knochen und Knorpeln sichtbar machen. Folgende Auslöser kommen dafür in Betracht:

Doch selbst wenn im MRT oder Röntgenbild ein Schaden entdeckt wird, liegt die eigentliche Ursache oft tiefer. Wie beim unspezifischen HWS-Syndrom können Fehlhaltungen und Überspannungen deine Beschwerden und sogar die Abnutzungen wie Osteochondrose verursachen. Mehr darüber erfährst du in den jeweiligen Artikeln.

5.C. Weitere Auslöser und Risikofaktoren

Darüber hinaus können folgende Ursachen eine Rolle spielen:

6. Diagnose eines HWS-Syndroms

Um eine schwerwiegende Erkrankung auszuschließen, ist es wichtig, dass du dich ärztlich untersuchen lässt. Die Ärztin oder der Arzt befragt dich zuerst nach dem ersten Auftreten, der Dauer und der Intensität der Symptome (Anamnese).

Danach folgt die körperliche Untersuchung. Das heißt, dass der Nacken- und Schulterbereich abgetastet und so Schmerzen untersucht werden. Zudem werden die Reflexe geprüft. Wenn sie noch funktionieren, ist das ein gutes Zeichen: Es bedeutet, dass wahrscheinlich keine Nerven verletzt sind.

Möglicherweise wirst du an einen Orthopäden oder eine Neurologin überwiesen. Auch bildgebende Verfahren wie MRT (Magnetresonanztomografie), CT (Computertomografie) und Röntgen können zum Einsatz kommen. Diese sollen außerdem zeigen, ob eine Operation nötig ist, z. B. bei einer Nervenwurzel- oder Halsmarkschädigung.

7. Behandlung deines Zervikalsyndroms

Je nach Ursache und Diagnose wird dir der Arzt / die Ärztin eine andere Behandlung vorschlagen. Bei Verspannungen ist eine sogenannt konservative Behandlung angezeigt. Dazu gehört ein ganzes Spektrum von möglichen Maßnahmen:

Frau mit Nackenbeschwerden 600

Die genannten Behandlungsmethoden können eingesetzt werden, solange eine Operation nicht nötig ist. Wenn allerdings Schäden an Nervenwurzeln oder Halsmark entstanden, ist eine Operation ratsam. Damit es jedoch nicht so weit kommt, kannst du selbst einiges tun, und zwar vorbeugend.

8. Vorbeugung eines Halswirbelsäulensyndroms

Rauchen verboten Schild 600

Nachdem du nun weißt, was zu einem HWS-Syndrom führt und wie man es behandelt, kannst du dir die Prävention zusammenreimen.

Leider ist es beim Sitzen nicht wie beim Rauchen: Die meisten von uns können nicht komplett aufhören damit. Gerade wer in einem Büro oder an der Kasse arbeitet. Aber wir können erstens weniger sitzen und es zweitens immer wieder unterbrechen. Zum Beispiel:

Stress ist ein weiterer Faktor, der ein HWS-Syndrom begünstigen oder verschlimmern kann. Deshalb solltest du psychisch belastende Situationen vermeiden. Wenn dies einmal nicht möglich ist, helfen dir Entspannungsmethoden. Dehnübungen gleichen nicht nur muskuläre Überspannungen aus, sondern beruhigen auch deinen Geist. 🧘‍♂️

Weiter sorgt bei einem heißen Bad die Wärme zusätzlich für Linderung. Dasselbe gilt für eine Wärmflasche oder ein Heizkissen. Aber bedenke: Wärme bekämpft nur die Symptome, nicht die Ursache. Deshalb kann sie keine langfristige Lösung sein. Am besten nutzt du sie zusammen mit Übungen, welche die Überspannungen der Faszien auflösen oder vorbeugen. 🛀

In meinem Online-Mitgliederbereich findest du ganz viele davon, zusammen mit Infos und Tipps. Ich habe ihn extra für SitzkriegerInnen wie dich designt, die in einen gesunden und fitten Körper investieren möchten. Als Vorgeschmack kannst du dir unverbindlich die 4 Soforthilfe-Übungen für Schultern und Rücken herunterladen. Es lohnt sich – deine Halswirbelsäule wird es dir danken! 🙌

Denke daran: Aller Anfang ist schwer. Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier und braucht laut einer Studie im European Journal of Social Psychology rund zwei Monate (66 Tage), um sein Verhalten längerfristig zu ändern. Mit Unterstützung und Motivation ist das viiiieel einfacher. 😃🤸‍♀️💪

Danke dir selbst für den ersten Schritt in die richtige Richtung und belohne dich mit meinen Super-Übungen!

Das sagt eine zufriedene Kundin von mir:

Feedback Gabriella

Klingt das gut? Spricht dir das aus dem Herzen? ❤

Quellenverzeichnis

(1) Mary Shaw, Richard Mitchell und Danny Dorling: „Time for a Smoke? One Cigarette Reduces Your Life by 11 Minutes“ BMJ 320, Nr 7226, 2000, S.53

(2) J. Lennert Veerman, Genevieve N. Healy, Linda J. Cobiac, Theo Vos, Elisabeth A. H. Winkler, Neville Owen  und David W. Dunstan: „Television Viewing Time and Reduced Life Expectancy: A Life Tabe Analysis“, Brithish Journal of Sports Medicine 46, 2012, S. 927-930

(3)  https://www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_9988.html

(4) Henry Vandyke Carter, Public domain, via Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gray_111_-_Vertebral_column-coloured.png

(5) https://www.shutterstock.com/de/image-illustration/cervical-spine-both-vertebral-arteries-transverse-505306087