Spondylolyse (Wirbelgleiten)

Wirbelgleiten – das ist wie, wenn du einen Dominostein umstößt und dadurch eine Kettenreaktion in deinem Körper auslöst. Die Folge: nicht nur Kreuzschmerzen, sondern auch Kribbeln, Taubheit und Lähmungen oder ein gekipptes Becken. Hier beantworte ich dir die häufigsten Fragen zum Thema Wirbelgleiten.

Frau Dominosteine 600
Online Fitness Training

Spondylolyse (Wirbelgleiten)

Einleitung

Gemäß Schätzungen im Schmerzbericht Wien von 2018 leiden 1,7 Millionen ÖsterreicherInnen an chronischen Schmerzen, ein Drittel davon an Rückenschmerzen (1). Von diesen bekommen 25 % weder eine ärztliche Diagnose noch eine angemessene Behandlung. Während die genaue Ursache unbekannt bleibt, werden nur die Symptome behandelt. Das unnötige Leiden ließe sich vermeiden – wenn die Wurzel der Rückenschmerzen identifiziert würde. Ein möglicher Auslöser ist das Wirbelgleiten, auch Gleitwirbel, Spondylolyse oder Spondylolisthesis genannt. Hier findest du Infos rund um die brennendsten Fragen zum Thema.

1. Was passiert beim Wirbelgleiten?

Beim Wirbelgleiten verlässt ein Wirbel seine angestammte Position in der Wirbelsäule und verrutscht – „gleitet“ – nach vorne (Anterolisthese) oder nach hinten (Retrolisthese). Der betroffene Wirbel wird dann auch Gleitwirbel genannt.

Exkurs über die Wirbelsäule

Als unser Rückgrat erfüllt die Wirbelsäule verschiedene Anforderungen: Sie soll stabil und zugleich beweglich sein, Stöße abfedern und unser Rückenmark schützen.

Daher besteht sie aus einzelnen Teilen, den insgesamt 33 Wirbeln. Diese sind einerseits durch die Wirbelbogen, die Wirbelbogengelenke und andererseits die Bandscheiben miteinander verbunden.

Dieses komplexe Gebilde wird durch Bänder, Muskeln, Nerven und Blutbahnen vervollständigt.

Die Wirbelsäule wird in fünf Abschnitte unterteilt. Zwischen Hals und Nacken befindet sich die Halswirbelsäule (HWS), im oberen Rücken die Brustwirbelsäule (BWS) und im unteren Rücken die Lendenwirbelsäule (LWS). Dazu kommen zuunterst das Kreuz- und das Steißbein.

Mann mit Wirbelsäule

(2)

In der Mehrzahl der Fälle sind die untersten Wirbel der Lendenwirbelsäule und das Kreuzbein betroffen: L5/S1 oder L4/L5.

2. Was ist der Unterschied zwischen Spondylose, Spondylolyse und Spondylolisthesis?

Der Begriff Spondylose stammt von spondylos = Wirbel. Er ist eine Sammelbezeichnung für degenerative Veränderungen der Wirbelsäule.

Spondylolyse bezeichnet eine Unterbrechung oder einen Spalt im Wirbelbogen.

Spondylolisthesis oder Spondylolisthese ist ein Fremdwort für Wirbelgleiten (olisthesis = das Gleiten).

Somit ist Wirbelgleiten eine Art von Spondylolyse, welche wiederum zu den Spondylosen gehört.

Spondylolysis

(3)

3. Welche Symptome sprechen für ein Wirbelgleiten?

Wirbelgleiten ist in den meisten Fällen asymptomatisch, bereitet also keine Beschwerden. Oft wird es erst zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt.

Ansonsten macht sich ein Wirbelgleiten durch verschiedene Anzeichen wie Schmerzen, neurologische, motorische und äußerliche Symptome bemerkbar.

3.A. Schmerzen

Am Anfang kommt es häufig zu einem leichten Ziehen im unteren Rücken. Auch stechende Schmerzen in dieser Gegend sind charakteristisch. Zudem können Schmerzen im Hintern und den Oberschenkeln auftreten. Einige PatientInnen berichten von Klopfschmerzen.

Die Schmerzen sind normalerweise belastungsabhängig. D. h., dass sie nur bei bestimmten Aktivitäten spürbar sind. Diese Zeichen solltest du als Warnschmerzen verstehen. Sie wollen dir sagen: „Pass auf, teile deines Körpers sind gefährdet. Unternehme etwas dagegen, damit keine bleibenden Schäden entstehen!“

3.B. Motorische und neurologische Symptome

Wenn Nerven – z. B. der Ischiasnerv – tangiert werden, kann dies typische Symptome hervorrufen. Dazu gehören

Wichtiger Hinweis
Spätestens wenn diese Beschwerden auf dich zutreffen, solltest du dich ärztlich untersuchen lassen.

3.C. Weitere Folgen von Wirbelgleiten

Darüber hinaus kann ein Gleitwirbel zu einem Dominoeffekt führen, wenn nämlich die veränderte Wirbelposition diverse andere Körperteile zum Verschieben bringt:

Du siehst: Mit Wirbelgleiten ist nicht zu spaßen. Besonders, wenn dadurch auch noch die Bandscheiben Schaden nehmen (siehe auch den Artikel über den Bandscheibenvorfall).

Frau Dominosteine 600

4. Was verursacht ein Wirbelgleiten?

4.A. Sind es die lieben Gene?

Die Gene spielen bei vielen Erkrankungen eine Rolle, so auch beim Wirbelgleiten. Es gibt nämlich angeborene Fälle von Wirbelgleiten: Babys, die schon mit einem verrutschten Wirbel zur Welt kommen.

Außerdem scheint das Risiko bei den Inuit überdurchschnittlich hoch zu sein, von Wirbelgleiten betroffen zu werden. Die Ethnie könnte also ebenfalls ein Faktor sein.

4.B. Gibt es problematische Sportarten?

Oft werden Sportarten mit ruck- oder stoßartigen Bewegungen genannt, die ein Wirbelgleiten auslösen können:

Der Zusammenhang ist allerdings umstritten.

4.C. Ist Sitzen wirklich das neue Rauchen?

Wie bei anderen Rückenbeschwerden wird auch beim Wirbelgleiten das Sitzen verdächtigt, einen negativen Einfluss zu haben. Dabei ist nicht nur das Sitzen gemeint, sondern auch andere einseitige Bewegungs- und Haltungsmuster, wie etwa häufiges Bücken und Drehbewegungen.

Das Problematische am übermäßigen Sitzen ist, dass sich die Muskeln an diese Position gewöhnen. Konkret verkürzt eine Muskelgruppe, die für das Beugen der Hüfte zuständig ist. Wenn du dann die sitzende Position verlässt, sind die Hüftbeuger zu wenig elastisch und ziehen an der Lendenwirbelsäule (dort sind sie befestigt). Die LWS gibt dem Zug nach, was aber irgendwann zu viel werden kann. Das Resultat: Die Wirbelsäule bricht und ein Wirbel gleitet weg.

4.D. Welche weiteren Ursachen gibt es?

Weitere Gründe für Wirbelgleiten können ein bereits bestehendes Hohlkreuz, ein Unfall oder Komplikationen nach einer Operation darstellen.

5. Was braucht es für die Diagnose «Wirbelgleiten»?

Dieser Artikel soll dir lediglich einige Anhaltspunkte bieten. Die Informationen sollen dich nicht zu einer Selbstdiagnose verleiten. Wende dich für eine ärztliche Diagnose an deinen Hausarzt oder deine Hausärztin. Er oder sie kann dir weiterhelfen und dich an einen Orthopäden oder einen Neurochirurgen überweisen.

Er oder sie wird dir einige Fragen stellen, dich körperlich untersuchen, abtasten und deine Funktionen testen.

Dank eines Röntgenbildes kann die Diagnose gefestigt werden. In einem MRT sieht man zudem die Bandscheiben und Nerven genauer oder kann im CT den Zustand der Knochen untersuchen.

6. Welche Behandlung hilft bei Wirbelgleiten?

Die ÄrztInnen teilen ein Wirbelgleiten in Schweregrade von 1 bis 5 nach Meyerding ein. Der Grad nach Meyerding sagt aus, um wie viel Prozent der Gleitwirbel vom unteren verschoben ist.

Grad nach Meyerding – Verschiebung
1 – unter 25%
2 – 25–50 %
3 – 50–75 %
4 – über 75 %
5 – Wirbel sind voneinander getrennt

Vom Schweregrad machen sie die Behandlung abhängig. Es kann also sein, dass dir nur eine regelmäßige Verlaufskontrolle oder eine Behandlung der Symptome empfohlen wird.

Ich habe Mühe mit dieser Praxis, denn vorbeugen ist besser als abwarten und Tee trinken. ☕ Meiner Meinung nach ist es schlauer und einfacher, die Ursache in einem Anfangsstadium zu beheben. Denn wie wir gesehen haben, kann ein Gleitwirbel einen regelrechten Dominoeffekt in deinem Körper auslösen. Fazit: Der Wirbel sollte besser wieder an seinen Platz zurück.

Wenn Muskelverkürzungen dein Wirbelgleiten verursachten, gilt es diese zu lösen. Das erreichst du, indem du deine Muskeln stabilisierst und vor allem dehnst.

Möglicherweise wird geraten, dich zu schonen, doch dies kann auch einen gegenteiligen Effekt haben. Dasselbe gilt für kräftigende Physiotherapie; Kräftigung kann die Zugkräfte in deinem Körper noch erhöhen.

Und das „Allheilmittel“, Schmerzmedikamente? Wie wir gesehen haben, solltest du deine Schmerzen als Warnung verstehen, statt sie zu betäuben. Denn sobald die Ursache identifiziert und behoben wurde, gehen die Schmerzen von allein.

Je nach Ursache und Schweregrad kann eine OP in Erwägung gezogen werden. Davor sollten du und deine ÄrztInnen jedoch alle anderen Register ziehen. Dazu zählt auch die Prävention. Vielleicht liest du diesen Artikel und leidest gar nicht an Wirbelgleiten? Dann ist das nächste Kapitel besonders spannend für dich! ⬇

7. Wie kann ich ein Wirbelgleiten verhindern?

Das Rezept zur Vorbeugung von Wirbelgleiten ist genauso simpel wie die Behandlung: Suche den Ausgleich zum Sitzen oder anderen einseitigen Bewegungen. Ich kann mir vorstellen, dass du diesen Tipp auch schon gehört hast. „Sitzen ist das neue Rauchen“, das weiß inzwischen jedes Kind. 🚭 Doch erfahrungsgemäß hapert es an der konkreten Umsetzung im Alltag.

Genau deshalb habe ich den Online-Mitgliederbereich kreiert! Er liefert dir

Teste den Mitgliederbereich, wenn du dir vom Bürojob deine Gesundheit nicht versauen lassen möchtest. Erstrahle in neuer Lebensfreude, weil du dich in deinem Körper wieder wohlfühlst und deine Haltung stimmt. 😊💃🕺

Geheim-Tipp 🤫


Hast du einen Gleitwirbel, solltest du beim Krafttraining darauf achten, dass du deine Wirbelsäule nicht von oben belastest. Das staucht die Wirbelsäule, was für einen gesunden Rücken kein Problem ist. Nur wenn ein Wirbel davon geglitten ist und die WS von oben belastet wird, kannst du dir bestimmt vorstellen, dass das keine positive Auswirkung auf deine Bandscheiben hat. Eine Beispielübung, auf die du verzichten solltest, ist der Back-Squat. 🏋️‍♀️

Kniebeuge mit Langhantel 600 durchgestrichen

Quellverzeichnis:

(1) Magistratsabteilung 24 der Gesundheits- und Sozialplanung (2018): Schmerzbericht Wien 2018. URL: https://goeg.at/sites/goeg.at/files/inline-files/schmerzbericht-2018.pdf.

(2) https://www.shutterstock.com/de/image-photo/man-healthy-back-on-light-background-1710678631

(3) https://www.shutterstock.com/de/image-vector/spondylolisthesis-spinal-disease-that-causes-one-1835855416